Immer wieder lese ich “Ich kämpfe weiter.” oder “…hat den Kampf verloren” oder auch Parolen wie “Kämpfe weiter, gib nicht auf! Jag den Mistkerl zum Teufel.” und ich frage mich dabei, ob den Menschen eigentlich bewusst ist, was sie da schreiben. Gegen wen kämpft man, wenn man “Gegen den Krebs kämpft”? Ist der Krebs eine eigenständige Persönlichkeit, etwas das von außen gekommen ist? Hat man irgendwann den Krebs auf der Straße beim Spaziergang getroffen, welcher dann vor einem Stand und sagte “So, ich nehme jetzt deine Brust in Besitz.” und muss dieses lästige Wesen nun wieder los werden? Wie konnte es dem Krebs nur einfallen, sich auf meinem Grund und Boden niederzulassen?
Wer mehr oder weniger Aufmerksam die Nachrichten verfolgt oder im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, weiß natürlich sofort was zu tun ist! Krieg! Machen doch alle so. Kampf im eigenen Land um das eigene Land. Das erinnert mich an einen Film (The Fountain) mit Hugh Jackman und Rachel Weisz, welcher in drei Unterschiedlichen Zeiten spielt und unter anderem den Gehirnturmor von Izzi (Rachel Weisz) auf einer anderen Ebene gleich stellt mit dem spanischen Inquisitor, welche die Königin (ebenfalls Rachel Weisz) bedroht und ihr Land von innen heraus angreift und in Besitz nimmt.
Aber wann hat ein Krieg wirklich mal etwas besser gemacht? Beide Seiten verzeichnen Unmengen an Verluste. Das Land wird zerstört. Und diejenigen die übrig bleiben sind psychisch gestört. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Denn auch ich habe diesen Krieg geführt. Habe mir vorgestellt, wie kleine Soldaten in meinem Körper sind und den Tumor angreifen und auflösen. Positive Affirmationen und Gedanken welche beinhalten, dass der Tumor schmilzt und sich auflöst sind natürlich grundsätzlich super. Trotzdem habe ich irgendwann angefangen mich zu fragen “Gegen wen kämpfe ich eigentlich?”. Offensichtlich bin ich nicht bei einem Spaziergang dem Krebs begegnet, welcher meine Brust so unwiderstehlich schön fand, dass er beschloss, es sich dort gemütlich zu machen. Und ich glaube wenn es so gewesen wäre, hätte ich das kleine Ding vielleicht sogar niedlich gefunden und besser annehmen können.
Wogegen kämpft man also? Was ist überhaupt eine Krankheit? Die Antwort auf diese Frage hängt offenbar von unserem Glauben ab. Glaubt man nur an die materielle Welt? Daran, dass wir nur unser fester Körper sind? Dann ist Krankheit wohl tatsächlich nur auf “Pech” zurück zu führen. Man ist in der herrlichen leichten, gemütlichen Opferrolle, denn man ist den Umständen ausgeliefert. Jeder weiß wie leicht es ist sich zu beklagen und andere verantwortlich zu machen, dafür, dass es einem schlecht geht oder, oder, oder. Man gibt seine Macht ab und das an Menschen und Umstände, denen man diese Macht eigentlich nicht geben möchte.
Ich glaube daran, dass wir mehr sind als das. Wir haben einen vielschichtigen Energiekörper, in denen Blockaden den Energiefluss behindern können. Die Energie fließt permanent durch uns hindurch. Man kann dies vergleichen, mit dem Strom des Wassers eines Flusses. Baut man am Ufer des Flusses einen Damm, ensteht eine Energieblockade. Normalerweise sind Krankheiten auf ein Problem im Energiekörper zurück zu führen, welches mit so einer Blockade beginnt. Irgendwann kann daraus eine Krankheit, und schließlich ein Symptom auf der Ebene des physischem Körpers auftreten. Schwere Erkrankungen manifestieren sich in der Regel erst Jahre nach dem Auftreten der Blockade im Energiefluss. Der Körper strebt immer nach Selbstheilung und versucht immer wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Dabei kann es dazu kommen, dass die Lösung, mit welcher der Körper versucht den Konflikt zu beheben zum Problem wird. Das heißt, er kompensiert den Mangel an Ganzheit, indem er Symptome, Krankheiten und Schmerzen erzeugt.
Dies bedeutet also schlicht und einfach: wir kämpfen gegen uns selbst. Gegen unseren Körper, der uns eigentlich gerade helfen möchte. Natürlich wird das etwas problematisch, wenn er überall im Körper einen Krebs manifestiert. Aber mit dieser Sichtweise sollte die erste Frage vielleicht lauten: “Wo ist die Ursache der Blockade?” (und dementsprechend der Krankheit bzw. des Symptoms). Ehrlich gesagt möchte ich keine Atombombe mehr in meinem Land explodieren lassen um “den Feind” zu zerstören. Und so gesehen ist es ziemlich kurz gedacht, ja sogar so absurd das es beinahe wieder witzig ist, wenn man sagt “Ich kämpfe weiter gegen mich.” oder “Du schaffst das! Mach dich platt du Miststück!”.
Ich würde es wundervoll finden, wenn anstelle von “Gegen den Krebs” Slogans sich mehr “Für die Gesundheit” eingesetzt wird. Denn wie auch bei Demos ist es schöner und wirkungsvoller den Dingen Aufmerksamkeit (und damit Energie) zu schenken, die man erreichen möchte (also Gesundheit, Frieden etc.).
Um noch mal zum ersten Absatz zurück zu kommen. Natürlich ist mir bewusst, dass diese Aussagen Menschen Mut und Hoffnung geben sollen. Allerdings glaube ich, dass es wichtig ist, auf seine Gedanken und Worte zu achten. Und ein Kampf ist in diesem Falle ein Kampf gegen sich selbst. Die innere Einstellung ist entscheidend. Man kann auf der Welle surfen oder mit ihr mitgerissen und in ihr hin und her gewirbelt werden.
Ein sehr schönes Buch zum Thema Energie ist “Energie Heilung” von Ann Marie Chiasson.
3 Antworten
Das ist sooo wahr, Du sprichst mir voll und ganz aus der Seele. Ich bin nicht selbst erkrankt, aber ein naher Angehöriger. Daher habe ich die letzte Zeit viel über das Thema nachgedacht. Warum verstehen das so viele nicht, dass man nicht gegen den eigenen Körper kämpfen kann. Kriege sind immer falsch, erst recht wenn man seine eigenen Zellen bekriegen will.
Hi Julia,
der Artikel ist ja schon etwas älter. Weiß nicht, ob du oder jemand anderes das hier noch liest. Aber ich sehe das genau wie du! Vor einer Woche habe ich die Diagnose Brustkrebs bekommen. Ich bin 28 Jahre alt.
Zu keinem Zeitpunkt empfinde ich eine Abneigung gegen den Tumor. Er ist ja Teil von mir. Alle sagen „Du bekämpfst das Mistteil“. Aber ich kann es nicht so sehen. Ich hab kein Fremdkörpergefühl oder Hass dagegen. Nur Mitleid mit meinem Körper, dem ich nun diese ganzen schrecklichen Behandlungen antun muss. Eigentlich achte ich auf eine natürliche Lebensweise und jetzt muss ich mit Chemie und Strahlen „kämpfen“. Da muss ich wohl noch lernen umzudenken… Hattest du diese Gedanken auch während der Behandlung schon?
Andererseits frage ich mich inwiefern die körperlichen Blockaden bei einem genetisch bedingten Krebs reinspielen.
Ich bin jedenfalls dankbar deinen Blog von meiner Brustkrankenschwester empfohlen bekommen zu haben. Danke dass du das alles mit uns teilst!
Liebe Grüße,
Lisa
Du bist eine sehr kluge Frau! Ich setze mich mit dieser Kampf-Metapher seit meiner Diagnos vor 2 Monaten auseinander. Irgendwie stimmte die nicht für mich, aber ich konnte es nicht in Worte fassen. Du hast es getan! Danke!!